The Conjuring 2 – Die Heimsuchung der Langeweile


USA, 2016
134 Minuten
Regie: James Wan
FSK 16

Mit The Conjuring 2 liefert Regisseur James Wan (Regisseur und Drehbuchautor von Saw) die Fortsetzung seines kommerziell erfolgreichen Horrorfilms aus dem Jahr 2013 um das Geisterjägerpaar Ed und Lorraine Warren. Doch ein schauriges Grauen bleibt angesichts der schlechten Umsetzung leider aus.

Die Handlung von The Conjuring 2 ist schnell erzählt: In einem kleinen Dorf in England lebt eine Mutter mit ihren Kindern in einem alten Haus, in dem plötzlich mysteriöse Dinge vor sich gehen, da das Haus offenbar von einem Poltergeist heimgesucht wird. Die amerikanischen Geisterjäger Ed und Lorraine Warren, die übrigens auf realen Personen aus den 1970er Jahren basieren, nehmen sich des Falles an. So weit, so Standard.

Leider punktet der Film auch abseits der eintönigen Handlung nicht. In den 134 sehr langen Minuten des Films sollen unzählige Jump Scares die Besucher in den Kinosesseln zusammenzucken lassen. Doch das einzig zuckende ist wohl derjenige Gesichtsmuskel, der für das Gähnen zuständig ist.
Auch die Lichtverhältnisse im Film sind durchgängig viel zu hell um eine spannende und unheimliche Stimmung erzeugen zu können. Die meisten Szenen spielen – wie in Horrorfilmen häufig üblich – nachts, doch ist es oftmals überall nahezu taghell, ja man sieht in so mancher Szene des Nachts sogar diffuses Tageslicht durch die Fenster des Hauses schimmern.

Wie in jedem Poltergeistfilm, der etwas auf sich hält, müssen natürlich auch in The Conjuring 2 diverse Möbel und Gegenstände selbstständig durch die Gegend bewegt werden beziehungsweise fliegen. Hier artet das, was eigentlich erschrecken soll allerdings in unfreiwillig komische Szenen aus, da James Wan im Bereich Special Effects wohl selbst vom Dämon des Geizes heimgesucht wurden ist. Denn viel Budget kann er dafür nicht verwendet haben, sehen die Effekte doch so aus als hätten wir das Jahr 1996 und nicht 2016.

Apropos unfreiwillig komische Szenen: Beim Anblick von ach-so-gruselig plötzlich verbogenem Besteck in der Küche der Familie muss man sich unweigerlich fragen, ob das Budget, welches an den Special Effects fehlte, vielleicht für ein Engagement von Uri Geller drauf gegangen ist. Lieber James Wan, lass dir gesagt sein: Verbogenes Besteck ist weder unheimlich noch irgendwie mysteriös, sondern ziemlich lächerlich.

Lächerlich sind auch die pseudo-emotionalen Augenblicke von denen der Zuschauer während des Filmes leider immer wieder heimgesucht wird. So gibt es beispielsweise eine für die Handlung und die Gruselstimmung völlig unerhebliche Szene, in der Ed Warren (Patrick Wilson) ganz im 70s Style zur Akkustikgitarre greift und seiner Frau Lorraine (Vera Farmiga) sowie der gesamten Dämonen-geplagten Familie Hodgson ‘Can’t help falling in love with you’ von Elvis zum Besten gibt. Romantische Umarmung danach inbegriffen. Überhaupt wird die Beziehung von Ed und Lorraine Warren immer wieder thematisierst und mit für einen Horrorfilm unnötiger Romantik aufgeladen. Diese Szenen sind dann auch zumeist mit ebenso kitschiger instrumentaler Musik untermalt.

Ein positiver Aspekt des Filmes soll aber nicht unerwähnt bleiben: Die Figur der Nonne. Sie ist ein Dämon, welcher leider nur in der Nebenhandlung des Filmes und damit in sehr wenigen und kurzen Szenen vorkommt. Aber mit dieser Figur wurde alles richtig gemacht: Die Maske und das Kostüm sind sehr unheimlich gestaltet und mit ihr wird ein wunderbar subtiler Stimmungshorror erzeugt, welcher die ansonsten so sehr vermisste Spannung äußerst effektvoll aufbaut. Unglücklicherweise wird diese Spannung durch die eingangs erwähnten plumpen Jump Scares im Handlungsstrang um die Familie Hodgson zu schnell auch wieder abgebaut.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei einem Abend im Dunkeln allein zuhause wohl mehr Spannung und Gruselstimmung aufkommt, als bei einem Kinobesuch von The Conjuring 2. Einen Lichtblick gibt es jedoch: Wie New Line Cinema kürzlich bekannt gab, soll die Nonne ihr eigenes Spin-Off mit dem Namen The Nun bekommen. Wenn der ganze Film so inszeniert sein wird, wie die kurzen Szenen mit ihr in The Conjuring 2 können sich Horrorfans dann wohl endlich wieder auf schaurig schönen Grusel freuen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert